Regionalgeld im Würmtal soll realisiert werden

Der Vortrag von Gernot Jochum-Müller von der vorarlberger Genossenschaft “Allmenda” am 27. Mai hat großen Zuspruch erhalten. Die zahlreichen Interessenten wohnten der Veranstaltung erstmals gleichzeitig online und analog sowie open air in der Abendsonne und im Garten des Öko & Fair Umweltzentrums Gauting bei.

Der Referent zeigte via Zoom-Meeting anhand von funktionierenden Beispielen auf, wieviel Geld in einer Gemeinde oder Region in einem überschaubaren Kreislauf zirkulieren und welche zusätzliche Kaufkraft damit erzeugt werden kann. Je nach Größe der Region und der Zahl der Teilnehmer sind es Millionen, die nicht unwiederbringlich in Metropolen oder Onlinehandel abfließen, sondern durch mehrfache Zirkulation in der Region beachtliche Umsatzsteigerung erzielen, Mittelstand und Kleinunternehmen am Leben erhalten und ganz nebenbei durch soziale Komponenten Vereine, soziale und kulturelle Einrichtungen unterstützen. Wenn sich Staat und Kommunen immer mehr aus ihrer Verantwortung für Soziales und Kultur zurückziehen und Unterstützungen kürzen, muss die Zivilgesellschaft dagegenhalten.

Für die Umsetzung des Regionalgelds, des Geldscheindrucks, der Verwaltung und der Schulung bietet sich die Genossenschaft “Allmende” an. Das Rad muss also nicht noch einmal erfunden werden und das Würmtal kann auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.

Ausführlich diskutiert wurde unter anderem, wie groß der Wirkungskreis werden soll. Eine Beschränkung auf die Würmtalgemeinden Gauting, Krailling, Planegg, Gräfelfing und Neuried, die ohnehin schon in der Vergangenheit an einer Identitätsbildung mit der Marke “Würmtal” und einem “Würmtal-Gutschein” gearbeitet hatten, wurde favorisiert. Kein Wunder: Der Arbeitsname “Würmtaler” für das Regionalgeld wurde bisher nicht in Frage gestellt.

Christiane Lüst vom Umweltzentrum: “Es gilt jetzt, die Bürgermeister*innen der Gemeinden, die Wirtschaftsförderer*innen und ausreichend viele Unternehmen für das Regionalgeld-Projekt zu gewinnen und um Unterstützung zu bitten. Es dürfte angesichts der dringend benötigten Gewerbesteuer-Mehreinnahmen für die Gemeinden nicht allzu schwierig sein, die Gemeinderäte von den Vorteilen einer regionalen Kreislaufwirtschaft zu überzeugen. Und die Unternehmen haben nach dem Corona-Tief sicher nichts gegen einen wirtschaftlichen Aufschwung durch neue Ideen. Einige wichtige und angesehene Unternehmer*innen hatten in Vorgesprächen durchaus bereits großes Interesse signalisiert.”

Ergänzend fügte Jochum-Müller an, dass eine Mitwirkung der Gemeinden zwar ein gewisser Vorteil, aber für einen Erfolg des Projekts nicht zwingend notwendig sei. Wichtig ist vor allem ein Kern aktiver Bürger*innen und Unternehmer*innen.

Wegen detaillierter Nachfragen bereits während des Vortrags stellte sich heraus, dass einige Teilnehmer das Projekt spontan aktiv unterstützen und an der Gründung und Umsetzung mitarbeiten wollen. Einer demnächst beabsichtigten Vereinsgründung als Trägerorganisation sollte deswegen nichts mehr im Weg stehen.

Es sollen nun zwei weitere Workshops zügig folgen, um die vorbereitenden Schritte zu planen. Der Zeitplan ist ehrgeizig, der Start der komplementären Regio-Währung, die 1:1 eurogedeckt sein wird, soll möglichst noch im Jahr 2020 erfolgen.

Die bisherigen Teilnehmer wurden bereits vorläufig in einer Verteilerliste registriert. Es wird nun gebeten, dass sich Regionalgeld-Interessenten selbst wahlweise und individuell in eine Verteilerliste auf der Homepage eintragen. Das Registrier-Formular, den Vortrag und weitere Informationen zum Regionalgeld im Würmtal gibt es unter http://wuermtaler.oeko-und-fair.de

Christiane Lüst abschließend: “Wir haben schon seit vielen Jahren vor, dieses Regionalgeld einzuführen. Jetzt wollen wir es endlich realisieren! Wir freuen uns über viele Unterstützer in den Betrieben, bei den Dienstleistern, den Geschäften, kleinen Läden und bei den Menschen, die Interesse an einem lebendigen Würmtal haben.”